Loipenpräparation

Gespräch am 18.2.2020 zwischen dem Präsidenten der Klosters IG Nordic (Marcel Zürcher) und dem Spurchef Dani Klucker.

Dani Klucker
Markus Mathis

Dani Klucker und Markus Mathis sind für die Präparation der Langlaufloipen in Klosters zuständig. Meistens wird früh morgens oder spät abends gespurt, sodass Dani am 18.2. um ca. 11 Uhr Zeit für ein Gespräch hat.

Marcel: Wie war der heutige Tag (Anmerkung: Es betrifft den Dienstag, 18.2.)?
Dani: Heute Morgen kam es zu einem Szenario, dass wir uns nicht wünschen. Wir entschieden gestern, erst am Morgen zu fahren, was jedoch die falsche Entscheidung war. Es wurde entgegen dem Wetterbericht schnell kalt in der Nacht und der prognostizierte Schneefall blieb aus. Wir konnten am Morgen die pickelharte Piste kaum mehr bearbeiten. Wäre es über Nacht bewölkt gewesen, hätten wir andere Verhältnisse angetroffen. Neuschnee wäre die perfekte Situation gewesen um am Morgen zu spuren. Zudem hat es gestern Abend noch geregnet und das Loipentrasse war derart nass, dass wir befürchteten, teilweise mit der Pistenmaschine einzubrechen. Das hätte das Trasse kaputt gemacht.

Marcel: Dann sind die Wettervorhersagen ein zentrales Instrument für die Loipenpräparation?
Dani: Sobald der ersten Schnee fällt bis zum letzten Spurtag konsultieren wir die Wettertools, besprechen die Situation untereinander, wer wann wo mit welcher Maschine fährt usw.. Ich bin den gesamten Winter angespannt und bin dann erleichtert im Frühling, wenn ich nicht mehr auf die Wetterapps schauen muss.

Marcel: Gibt es denn die optimalen Verhältnisse, um eine Loipe zu präparieren?
Dani: Ja klar, das ist dann, wenn es genügend Schnee hat, nicht schneit und nachts kalt wird. So können wir in der Regel am Abend ab 18 Uhr los.

Marcel: Es scheint, dass einige Langläufer wenig Verständnis haben, wenn am Morgen z.B. um 9 Uhr nicht gespurt ist. Schliesslich steht ja auf der Anzeigetafel, dass die Loipen um 8 Uhr offen sind und auf der Tourismusseite von Davos/Klosters ist der Status auf grün.
Dani: Diesen Zustand hatten wir anfangs letzter Woche. Der Wetterbericht hatte anhaltenden Schneefall von 7 bis 10 Uhr angesagt, wir entschieden uns deshalb, erst um 10 Uhr zu spuren. Denn wären wir in der Früh losgefahren, wäre es um 8 wieder zugeschneit gewesen und wir hätten die Runde nochmals fahren können. Tagsüber mehrmals zu spuren versuchen wir aus Sicherheitsgründen zu verhindern. Es ist uns aber klar, dass wir uns diesen Zustand nicht wünschen, denn er verärgert die Langläufer, die früh los wollten.
Diese Situation gibt es übrigens auch im alpinen Bereich beim Skifahren. Nur dort ist es weniger tragisch, wenn über Nacht gespurt wird und am anderen Morgen bei der ersten Abfahrt 20 Zentimeter Neuschnee liegen. Im Gegenteil, das wünschen sogar die meisten Skifahrer. Beim Langlaufen sind schon wenige Zentimeter Neuschnee ein Erschwernis.

Marcel: Wir sollten versuchen, auch in Zusammenarbeit mit der Klosters IG Nordic, in solchen (zwar eher seltenen) Fällen aktiv zu kommunizieren. Wir haben das diesen Winter lanciert und bei unklaren Verhältnissen jeweils eine e-Mail an unseren Verteiler verschickt. Wir würden das gerne ausbauen, denn solche Informationen nützen allen. Wichtig scheint mir, dass die Leute verstehen, warum mal etwas nicht so ist, wie es erwartet wird.
Dani: Unbedingt, das sollten wir an die Hand nehmen und ausbauen. Denn, nicht immer können wir perfekte Loipen im Zeitraum von 8 bis 17 Uhr garantieren, manchmal müssen wir abwägen, abwarten, usw..

Marcel: Ist es eigentlich verboten, in der Nacht, also nach 17 und vor 8 Uhr auf die Loipen zu gehen?
Dani: Nein, das ist öffentlicher Grund, deshalb kann es nicht verboten werden. Aus Sicherheitsgründen müssen die Betriebszeiten kommuniziert werden. Wie erreichen damit auch, dass wir dann “ungestört” spuren können, also niemand in uns reinfährt. Jede gepresste Spur muss einige Zeit ruhen, damit sie sich verfestigen kann. Wird die Loipe zu früh benützt, entstehen tiefe Rillen, die am nächsten Morgen frieren können und das Skaten erschweren. Für uns Loipenpräparierer ist es zudem auch rein optisch ärgerlich, es sieht dann aus, wie wenn jemand in einer frisch gemachten Torten mit dem Finger ein Stück raus nimmt.
Es gibt die Nachtloipe, die zweimal am Abend in Betrieb ist, wir freuen uns, wenn diese anstelle des Nachtlanglaufens rege genutzt wird.

Marcel: Mir scheint, dass jedes Jahr die Anzahl Langläufer zunimmt. Auch werden vermehrt Hunde auf die Loipe mitgenommen. Ist das ein Problem?
Dani: Es gibt kein Verbot, das besagt, dass Hunde nicht auf die Loipe mitgenommen werden dürfen. Wir sehen es im Grundsatz auch nicht als Problem- sollten sich die Anzahl Hunde nicht massiv erhöhen – sehen also im Moment von einem Verbot ab. Hunde können eine frisch gespurte Loipe vertreten. Zudem erwarten wir, dass der Kot sauber von der Loipe weggemacht wird. Zu guter Letzt sollte ein Hund, der Langläufer verfolgt oder anspringt, ebenfalls nicht auf der Loipe sein.

Marcel: Wie lange braucht ihr, um das ganze Loipennetz einmal zu spuren?
Dani: Wenn die Verhältnisse optimal sind und wir nur einmal spuren müssen, dann benötigen wir ca. 10 Stunden (also zwei Fahrzeuge je 5 h). Teilweise müssen wir die beiden Fahrzeuge entsprechend ihren Eigenschaften einsetzen. Weiter fahren wir entsprechend den herrschenden Verhältnissen mit unterschiedlichen Maschineneinstellungen und unterschiedlicher Geschwindigkeit. Die beiden Pistenmaschinen sind Hochleistungsmaschinen mit sehr vielen Einstellmöglichkeiten. Unser Job ist es, diese jeweils bei den momentan herrschenden Verhältnissen optimal einzusetzen.

Marcel: Wir von der IG sind uns einig, dass die Loipen in Klosters qualitativ in einem perfektem Zustand sind und möchten an dieser Stelle ein grosses Dankeschön dir und deiner Crew aussprechen. Mit diesem Interview wollen wir erreichen, dass möglichst viele Loipennutzer verstehen, wenn etwas mal nicht so ist, wie es erwartet wird. Wir als IG helfen da gerne mit, indem wir auch dann mal informieren, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden können. Gibt es noch etwas Dani, was du gerne sagen möchtest?
Dani: Zu all den Loipen präparieren wir alle Winterwanderwege, Schlittelbahnen und Kinderlifte (Mottalift in Serneus und den Snowgarden), dazu Übungsplätze und auch den Gleitschirmlandeplatz auf Christlis. Wir können uns also nicht alleinig auf die Langlaufloipen konzentrieren. Was mich sehr stört sind die Wanderer, die sich vermehrt auf den Loipen zu Fuss bewegen. Da wünsche ich mir, dass die Langläufer diese Fussgänger direkt ansprechen und sie über den Missstand informieren.

Dani: